Streuobstwiesen am Stemweder Berg
Stiftung Naturschutz und Naturpark fördern den Lebensraum „Streuobstwiese“
Tatsächlich gelten die Stemweder Berge als das nördlichste und kleinste Mittelgebirge Deutschlands. Ihre waldreichen Kuppen ragen ganz im Süden des Landkreises empor. Der Berg ist nicht nur Landkreis-, sondern auch Landesgrenze. Ihre größte Höhe von 181 m erreichen die Stemweder Berge mit dem „Scharfen Berg“ in Nordrhein-Westfalen. Auf niedersächsischer Seite reicht es immerhin noch für rund 150 m, die höchste Erhebung im Landkreis Diepholz.
Seine ganz besondere Bedeutung für den Landschafts- und Naturschutz erhält der Berg nicht nur durch seine Wälder und Waldränder, sondern auch durch seine ganz unterschiedlichen Standortbedingungen in der Kulturlandschaft. Das hier anstehende Mosaik aus ganz mageren sandigen bis zu reicheren kalkhaltigen Böden bringt einen besonderen Reichtum an Pflanzen- und Tierarten mit sich. Eine reizvolle Ergänzung stellen auch die teilweise noch vorhandenen Obstwiesen und Steinbrüche als historische Elemente der Kulturlandschaft dar. Zudem ist der Stemweder Berg für seinen Fossilienreichtum in Fachkreisen bekannt.
Mit Unterstützung der BASF Polyurethanes GmbH konnte die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz am Nordhang des Stemweder Berges etliche Flächen erwerben. Hier wurden Wälder angepflanzt, Waldränder und Hecken gestaltet, alte Obstwiesen gepflegt, neue Flächen angelegt und Flächen zum Schutz von Ackerwildkräutern entwickelt.
Entwicklung von Obstwiesen in Nordwestdeutschland
Streuobstwiesen sind großflächige Pflanzungen von hoch- oder halbstämmigen Obstbäumen. Sie werden extensiv genutzt. Besonders in Süd- und Mitteldeutschland war die Unternutzung als Acker oder Grünland wichtiger, als die Obsternte selbst.
In Nordwestdeutschland wurden ab 1830 in größerem Umfang Obstbäume gepflanzt. Die Obstbäume wurden meist zur Eigenversorgung benötigt. Sie waren in geschlossenen Flächen fast immer in Hofnähe aufgepflanzt. Durch Auslese von Zufallssämlingen entstanden regionale und lokale Obstsorten. Sie waren besonders gut an Boden und Klima angepasst.
In den Bereichen Stemwede, Südoldenburg und Thedinghausen sind ab 1900 Betriebe mit größeren Hochstamm-Anlagen entstanden. Sie haben die Früchte überregional verkauft. Diese Obstanlagen haben bis 1960 eine wirtschaftliche Bedeutung gehabt.
Mit der Intensivierung des Obstanbaus auf kleine Baumformen ging die Zahl der Streuobst-wiesen rasch zurück. Bei großen Rode-Aktionen Anfang der 1970er Jahre sind zigtausende Bäume gefällt geworden.
Seit Anfang der 1990er Jahre wurden durch private Initiativen, Verbände und Kommunen viele neue Streuobstwiesen angelegt. Mit den Neuanpflanzungen konnte eine große Zahl regional bekannter Obstsorten erhalten werden.
Auf der Streuobstwiese „Auf den Bröken“ sind zahlreiche regionstypische Apfelsorten aufgepflanzt. Diese Sorten werden auf Tafeln beschrieben.
Obstwiese „Auf den Bröken“ am Stemweder Berg
Die Obstwiese „Auf den Bröken“, nahe der Ortschaft Brockum, wurde Mitte der 1990er Jahre von der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz in zwei Abschnitten angelegt. Sie grenzt an eine alte bestehende Obstwiese. Insgesamt stehen hier über 300 Obstbäume.
Ein Sortiment mit etwa 50 verschiedenen regionstypischen Apfel-, Birnen- und Steinobstsorten ist hier zu finden. Besonders erwähnenswert sind die seltenen lokalen Apfelsorten 'Hilde', 'Gestreifte Winterrenette', 'Reitländer' und 'Roter Münsterländer (Borsdorfer)'. Andere Apfelsorten, wie 'Altländer Pfannkuchen', 'Boikenapfel', 'Celler Dickstiel', 'Dülmener Rosenapfel', 'Horneburger Pfannkuchenapfel' und 'Kaiser Wilhelm' zählen zum typischen nordwestdeutschen Obstwiesen-Sortiment.
Bei den Birnen- und Steinobstsorten wurden eher die typischen Sorten, wie Clapps Liebling, 'Gellerts Butterbirne', 'Gute Graue' und 'Williams Christbirne' sowie Hauszwetschen, Renekloden und Mirabellen angepflanzt.
Die Obstwiese erstreckt sich auf der mittleren Höhe des Nordhanges der Stemweder Berge. Dadurch kann die Kaltluft auf die hangabwärts gelegenen Flächen abfließen und die Bäume sind nicht so stark den Spätfrösten ausgeliefert. Der Boden ist ein schwach humoser sandiger Boden mit einer nur flachen Mutterbodenschicht. Den Standortbedingungen entsprechend, zeigen die Bäume nur ein mäßiges Triebwachstum. Im zweijährigen Wechsel wird die Streuobstwiese gemäht.
Weitere Infos zum Projekt unter
Kontakt
Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz jan.kanzelmeier@diepholz.de